Public Health England untersucht einen neuen COVID-19-Stamm (17.12.20)

Eine neue Variante des SARS-CoV-2 Virus wurde im Südosten von England bereits im September identifiziert und hat sich seitdem verstärkt ausgebreitet. Der Virusstamm wurde durch Public Health England (PHE) nach der Zunahme der Fälle in Kent und London vermehrt nachgewiesen. Die Variante wird als „VUI - 202012/01“ oder "B.1.1.7" bezeichnet. Bis zum 13. Dezember wurden 1.108 Fälle mit dieser Variante identifiziert, hauptsächlich im Süden und Osten Englands. Die mutierte Variante soll bis zu 70% ansteckender sein, als die bisher bekannten Varianten von SARS-CoV-2.
PHE arbeitet mit Partnern zusammen, um den neuen Virusstamm näher zu untersuchen. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass der Stamm einen Einfluss auf die Schwere der Erkrankung, die Antikörperantwort oder die Wirksamkeit von Impfstoffen hat. Zunehmender Selektionsdruck wie er durch eine Impfung oder natürliche Immunität entsteht, kann zu neuen Virenstämmen führen, die vom Immunsystem zunächst nicht erkannt werden. Der in Großbritannien eingesetzte Impfstoff von Biontech ist aber erst seit wenigen Tagen im Einsatz und kann nicht Ursache der aktuellen Mutation sein. Wissenschaftler sind dabei, Kulturen des Stammes im Labor zu züchten. Es soll geprüft werden, ob er die gleiche Antikörperantwort wie der „alte“ Stamm hervorruft und wie sich der Impfstoff auf ihn auswirkt. Die gründliche Untersuchung wird aber mindestens ein bis zwei Wochen dauern.
In einigen Gebieten mit hoher Inzidenz von COVID-19 wurde auch der neue Virenstamm besonders häufig nachgewiesen. Es ist noch nicht bekannt, ob die Variante ansteckender ist und deshalb für die erhöhten Inzidenzen verantwortlich ist. PHE wird die Entwicklung in den kommenden Tagen und Wochen überwachen, um dazu mehr Daten zu gewinnen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Viren Mutationen unterliegen. Die saisonale Influenza mutiert jedes Jahr. Varianten von SARS-CoV-2 wurden in anderen Ländern wie Spanien und Island bereits vor Monaten beobachtet.
Die neue in England entdeckte Variante beinhaltet eine Mutation im "Spike"-Protein. Änderungen in diesem Teil des Spike-Proteins können dazu führen, dass das Virus infektiöser wird und leichter von Mensch zu Mensch übertragen wird.
Die PHE-Beraterin Dr. Susan Hopkins sagte, es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass der neue Stamm eine schwerere Erkrankung verursacht, obwohl er in einer weiten geografischen Region nachgewiesen wird, insbesondere wenn vermehrt Fälle festgestellt werden.
Seit seiner Entdeckung im Jahr 2019 gab es zahlreiche Mutationen im Coronavirus, alleine im Gen für das Spike-Protein sind fast 4.000 Mutationen dokumentiert. Andere den Wissenschaftlern bekannte Virusstämme umfassen z.B. die D614G-Variante, die in Westeuropa und Nordamerika nachgewiesen wurde. Es wird angenommen, dass sich D614G leichter ausbreitet, aber keine schwereren Krankheitsverläufe verursacht.
Die dänische Regierung hat Millionen von Nerzen getötet, nachdem sich herausstellte, dass Hunderte von COVID-19-Fällen im Land mit SARS-CoV-2-Varianten in Zusammenhang mit Nerzfarmen gebracht wurden - darunter 12 Fälle mit einer einzigartigen Virusvariante, die am 5. November gemeldet wurden.
Generell entwickeln sich Viren im Laufe der Zeit durch Mutation und Selektion in eine bestimmte Richtung. Viren sind daran "interessiert", sich möglichst weit zu verbreiten. Wenn der Wirt durch die Infektion stirbt, sinken die Chancen des auslösenden Virssustammes auf Verbreitung. Je länger ein Wirt infektiäs ist und lebt, umso besser sind die Chancen des Virusstammes, sich zu verbreiten. Es ist ein bekanntes und wiederholt beobachtetes Phänomen, dass Viren im Zuge der Anpassung an den Wirt infektiöser werden und weniger starke Kranheitssymtome auslösen.

Quellen:
www.gov.uk
Wie gefährlich ist die Corona-Variante B.1.1.7?

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