Hoffnung auf Medikament: Remdesivir (06.04.20)

Remdesivir

Remdesivir ist ein Wirkstoff, der noch nicht als Arzneimittel zugelassen ist. Entsprechende Studien befinden sich aber im fortgeschrittenen Stadium. Entwickelt wurde der Wirkstoff zum Einsatz gegen Infektionen mit dem Ebolavirus und dem Marburgvirus. Da das Ebolavirus und auch das Marburgvirus wie Coronaviren zu den einzelsträngigen RNA-Viren gehören, wurde schon bald nach Auftreten der Covid-19-Erkrankung vermutet, dass Remdesivir auch gegen den Covid-19-Erreger SARS-CoV-2 wirksam sein könnte.
Chemisch gesehen ist Remdesivir ein Analogen des Nukleosids Adenosin. Der Wirkstoff wird in Form einer Infusion verabreicht und erst im Körper in seine aktive Form Remdesivir-Triphospaht (RTP) metabolisiert. Als Triphosphat steht der Wirkstoff dann in Konkurrenz zu Adenosintriphosphat (ATP) dem natürlichen Nucleotid, das üblicherweise in die RNA eingebaut wird. In Laborversuchen konnte an verschiedenen Viren gezeigt werden, das der natürliche Baustein von der viralen RNA-Polymerase etwa drei bis viermal häufiger in die virale RNA eingebaut wird, als Remdesivir. Auch menschliche Zellen synthetisieren RNA, die humane RNA-Polymerase kann aber wesentlich besser zwischen ATP und RTP unterscheiden und baut das natürliche ATP etwa 500mal häufiger ein, als das Analogen RTP. Auf diesen Unterschied in der Selektivität beruht die spezifische Wirkung auf virale RNA-Polymerase. Der Einbau von Remdesivir-Triphosphat führt zu einem vorzeitigen Abbruch der Synthese von viralen RNA-Strängen und unterbindet so die Virusreplikation. Glücklicherweise scheint SARS-COV-2 im Gegensatz zu anderen Viren (z.B. Maus Hepatitis Virus MHV) über keinen effektiven Korrekturmechanismus (proofreading) zu verfügen, der das „falsche“ Nucleotid entdeckt und zu einer Resistenz führen würde.
Bereits seit einigen Wochen laufen die beiden ersten randomisierten und placebokontrollierten klinischen Studien in China. Insgesamt sollen die Daten von 308 Patienten mit milder oder mittelschwerer Lungenentzündung sowie von 452 Patienten mit schwerer Lungenentzündung in die Studien einfließen. Bei allen Patienten ist eine Infektion mit SARS-COV-2 bestätigt. Die Studien sollen Anfang April abgeschlossen sein, die Ergebnisse werden dann schnellstmöglich anderen Forscher zugänglich gemacht. In Deutschland haben Forscher aus München, Düsseldorf und Hamburg den Start weiterer Studien mit dem Wirkstoff bekannt gegeben. In Einzelfällen wird Remdesivir bereits mit einer speziellen Genehmigung zur Therapie schwer erkrankter Patienten eingesetzt.

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